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BiografieEigentlich hieß er Siegmar Schultze. Durch spätere Namensadoption wurde daraus Siegmar Baron von Schultze-Galléra. Er wurde am 6. Januar 1865 in Magdeburg geboren. Sein Vater war Leiter der Kommunalaufsicht im Regierungspräsidium in Magdeburg und stammte aus dem Saalkreis. Seine Mutter war die Tochter eines Bildhauers vom Bodensee, der im Magdeburger Dom und andere Gebäude restaurierte. Er hatte zwei Geschwister. 1874 legte er die Aufnahmeprüfung am Pädagogium "Unser Lieben Frauen" ab. Nach glänzend bestandenem Abitur verließ er 1884 seine Heimatstadt und übersiedelte nach Halle, um im Sinne der Familientradition den Beruf eines Oberlehrers zu ergreifen. Zu diesem Zweck nahm er ein Stadium in Germanistik und Literatur auf. Das Probejahr für den Schuldienst absolvierte er am hallischen Stadtgymnasium. 1887/88 promovierte er im Fach Germanistik. Schultze-Galléra ging danach nicht in den Schuldienst, er blieb an der Universität, wollte habilitieren, strebte eine akademische Laufbahn an. Nach drei Jahren Lehrbefugnis an der Universität begann er zu schreiben. 1892 konnte er die Habilitation zum Privatdozenten mit Auszeichnung ablegen. Von 1892 bis 1932 hatte er die Stelle eines Privatdozenten für Neuere und Moderne Literatur an der Universität Halle inne. 1893 heiratete er Lazy Lözius, deren Familie das spätere Walhalla-Theater am Steintor gehörte. Sie gebar ihm drei Söhne und zwei Töchter. Von 1896 bis 1899 hielt er sich zwecks Studium des Schaffens Goethes in Weimar auf. Nach seiner Rückkehr nach Halle kaufte er das Haus Friedensstral3e 14. Mit seiner Schrift über die innere Entwicklung des jungen Goethe hatte er wenig Erfolg. Das Werk wurde von der Fachwelt abgelehnt. Seine Berufung zum Professor blieb aus. So blieb er sein Leben lang Privatdozent. Ab 1910 wandte er sich von der Germanistik ab und konzentrierte sich auf sein Interessengebiet Geschichte. Hier endlich hatte er Erfolg, den er sich immer erhofft hatte. 1912 erschien sein erstes heimatgeschichtliches Werk "Geschichte des Saalkreises". 1919 nahm er einen erneuten Ortswechsel nach Nietleben in die Eislebener Straße 70 vor, wo er bis zu seinem Lebensende wohnte. 1941 erkrankte er schwer. Schultze-Galléra starb am 15. September 1945. Seine letzte Ruhestätte fand er auf dem Granauer Friedhof Der Mensch Schultze-GalléraSchon als Kind wurde er im Sinne preußischer Zucht und Ordnung erzogen. Werte
wie Pünktlichkeit, Sauberkeit und Sparsamkeit spielten in seinem ganzen Leben
eine große Rolle. Großen Einfluss auf seine Entwicklung übte die Großmutter aus,
die ihm immer wieder Geschichten über die Vorfahren seiner Familie erzahlte. In
der Schule gehörte er zu den besten Schülern und zeigte schon frühzeitig eine
dichterische Ader. Die Vorliebe für Ausflüge zu historischen Stätten und
Heimatgeschichte hatte er von seinem Vater. Schon als Student unternahm er
zahlreiche Exkursionen in den Saalkreis, besonders in die Archive in Wettin,
Krosigk und Giebichenstein. Als Jüngling legte er sich spartanische Zucht auf.
Über seiner Tür stand "Nichts bedürfen ist göttlich". Er genoss Brot und Salz
und Wasser zu Abend. Er unternahm Wanderungen ohne einen Pfennig Geld in der
Tasche, so dass er nirgends einkehren konnte. Wandern war für ihn die schönste
Schule für Körper und Geist. Jegliche Art von übermäßigem Lebensgenuss und
Verschwendung waren ihm zuwider. Er hielt am einfachen, bescheidenen und
zurückgezogenen Leben fest. Von Zeitgenossen wurde er als eitel, mitunter
rechthaberisch und sehr selbstbewusst beschrieben. Schultze-Galléras Leben war
sehr kämpferisch, auch wenn er sich von der Öffentlichkeit zurückgezogen hat. Er
pflegte Umgang mit jüdischen Familien wie z.B. Prof. Cantor. Er selbst war mit
einer Jüdin verheiratet. Wahrend der Nazizeit gehörte er zum
Wentzel-Widerstandskreis. Drei Tage nach der Machtergreifung Hitlers legte er
seine Dozentur an der Universität nieder. Schultze-Galléra werden antisemitische
Aul3erungen in drei seiner Werke vorgeworfen. Nach den angelegten Maßstäben wäre
auch Martin Luther als Antisemit zu bezeichnen. Genauso mussten wir Karl Marx
abschwören. Schultze-Galléra lebte zurückgezogen in der Stille seiner mit
Antiquitäten und Büchern vollgestopften 10-Zimmer-Wohnung in der Eislebener
Straße. An großen Gesellschaften und Festen fand er keinen Gefallen. Nur für
Wanderungen durchbrach er die Abgeschiedenheit. Hier schuf er sein Lebenswerk.
Charakteristisch für Schultze-Galléras Arbeitsweise waren der enorme Fleiß und
eine einzigartige Findigkeit, mit der er selbst die entlegendste Quelle
aufspürte. Auf seinem Grabstein ist eingemeißelt "vir priscus"(ein Mann der
alters Art). Schultze-Galléra 's LebenswerkDas Schaffen Schultze-Galléra's umfasst 27 Bücher, eine Vielzahl Monografien
zur halleschen Geschichte, fast 1000 Artikel für hallesche Zeitungen und
Zeitschriften sowie Periodicals. Insgesamt 1064 Veröffentlichungen - ein
erstaunliches Lebenswerk.
Er verfasste zeitkritische Schriften. Mit Krauß aus Wien gab er eine Sammlung über Volkserotik und Sexualität heraus: "Nichts Menschliches ist mir fremd". Ab 1910 widmete er sich der Geschichte. Es erschienen Arbeiten zum Saalkreis:
Die "Wanderungen durch den Saalkreis" waren die Grundlage für seine
umfassende Arbeit auf dem Gebiet der Heimatforschung.
Aus der Beschäftigung mit dem mittelalterlichen Halle entstanden auch einige
Werke über die Juden, z. B. "Die Juden zu Halle im Mittelalter". |
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